Neuigkeiten –  18.01.2022

THE DRIVE Tour auf der Deutschen Alleenstraße

Dresden

Früher eine Tabak- und Zigarettenfabrik, heute ein Bürogebäude mit Restaurant – die Yenidze in Dresden.

„Als ich mich mit der Geschichte des Gebäudes beschäftigt habe, ist mir aufgefallen, was für ein fantastischer Zeitzeuge dieses Haus ist. Und ein Symbol, dass es immer einen Weg gibt.“ erzählt Enver Büyükarslan, Eigentümer der Yenidze.

 

Das Gebäude zählt heute zu den architektonischen Sehenswürdigkeiten Dresdens. Für das BMW Bank Magazin THE DRIVE wurde Enver Büyükarslan zur Geschichte und zur Zukunft der Yenidze interviewt.

Die Stadt an der Elbe hat seit jeher eine aktive Graffiti-Szene – besonders in der Neustadt. Hier zieren mehrstöckige Gemälde die Wände der Häuser. Graffiti waren schon immer – neben dem rein dekorativen Zweck – ein Mittel der Jugend, sich eine Stimme zu geben, oft auch eine politische. Und Graffiti sind, nicht erst seit Banksy, salonfähig. An der Mauer zum Kulturzentrum „Katys Garage“ steht, mit dem Rücken zu mir, eine Person mit einer Spraydose in der Hand. Baggy-Hose, Hoodie, Kapuze über dem Kopf. Es riecht nach frischer Farbe. Die Person dreht sich um und lächelt mich an. Siehe da, ein junges Mädchen, ihre langen blonden Haare fallen seitwärts aus der Kapuze. In großen Buchstaben hat sie „Overcome prejudice“ – also „Überwinde deine Vorurteile“ – an die Mauer gesprüht. Enver Büyükarslan kann die kleine Mauer und das junge Mädchen nicht sehen, dafür aber die ganze Stadt überblicken. Und er würde den Appell vermutlich unterschreiben. Enver steht auf dem Dach des Bürogebäudes mit der wohl außergewöhnlichsten Geschichte der Stadt. 1909 ließ der Fabrikant Hugo Zietz das Gebäude als Werbung für seine Tabak- und Zigarettenfabrik Yenidze errichten – im orientalischen Baustil. Es sieht aus wie eine fantasievolle Moschee. Enver hat es 2014 gekauft.

„Als ich das Exposé öffnete, dachte ich, der Makler hat ein falsches Bild eingestellt“, sagt er und lacht. „Aber als ich mich mit der Geschichte des Gebäudes beschäftigt habe, ist mir aufgefallen, was für ein fantastischer Zeitzeuge dieses Haus ist. Und ein Symbol, dass es immer einen Weg gibt.“ Er spricht damit Hugo Zietz, den Erbauer, an. Dieser durfte so nah bei der Stadt eigentlich keine Fabrik errichten und umging das Verbot mit seiner Fantasie- Moschee, deren Minarette Schornsteine waren. Wo einst aus Tabak Zigaretten wurden, sind heute Büros eingezogen und die Kuppel beherbergt ein Restaurant. „Ich sammle alles zu der Marke Yenidze, denn irgendwann möchte ich hier ein kleines Museum eröffnen“, sagt Enver. Auch als Symbol dafür, dass die Zukunft in den eigenen Händen liegt.